Niewisch-Net(t)work: Werke von Reinhard Niewisch (Senior)
Reinhard Niewisch (Senior)

Helllicht mit drei L

Gedanken zu den jüngsten Diskussionen über die deutsche Rechtschreibreform - Reinhard Niewisch

Nun ist sie wieder aufgeflammt, die heiße Schlacht um die "NDR", die neue deutsche Rechtschreibung. Diesmal sind es kompetente Leute, die den Kampf eröffnen. Leute, die ihr täglich Brot mit Schreiben verdienen. Gut so! Gegen Reformen an sich ist nichts einzuwenden. Aber wenn man immer wieder erkennt, dass die Reform von Leuten durchgeführt wurde, die in ihrer eigenen Sprache nicht Bescheid wissen, dann verliert man den Respekt vor den selbsternannten Weisen.

Hier geht es um das Wort "hellicht", von dem die Weisen behaupten, es sei eine Zusammenfassung von "hell" und "Licht" , sozusagen ein helles Licht. Gibt es auch dunkles Licht? Lassen wir das. Die Wortendung "icht" ist eine künstlerische Ausdrucksform, die mit dem Begriff Licht überhaupt nichts zu tun hat.

Schlag nach bei Schiller:

  • Der Taucher:
    »Lang lebe der König! Es freue sich,
    wer da atmet im rosichten Licht!«
  • Der Taucher:
    »Der stachlichte Roche, der Klippenfisch,
    des Hammers greuliche Ungestalt.«
  • Die Glocke:
    »... und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
    die schimmernde Wolle, den schneeichten Lein.«
  • Die Kraniche:
    »Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
    von Kranichen begleiten ihn,
    die fernhin nach des Südens Wärme
    in graulichtem Geschwader ziehn.«

Soweit Schiller. Ein Eigenschaftswort von dieser Art ist noch erhalten geblieben aus jener Zeit: "Töricht". Ob es sich dabei um eine Wortschöpfung Schillers handelt, darf wohl bezweifelt werden. Auch bei den Wörtern Kehricht, Röhricht und Dickicht kann man nicht mit Sicherheit sagen, woher sie stammen. Fest steht, dass keines dieser Wörter etwas mit Licht zu tun hat. Warum also helllicht mit drei L ? Wer schreiben oder gar vorschreiben will, der sollte erst mal lesen. Denn Lesen bildet, und Bildung schafft Kompetenz.

Ich habe nicht sehr viele Bücher, aber keines meiner Bücher dient als Füllmaterial für den Bücherschrank.

Reinhard Niewisch, August 2000

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