Niewisch-Net(t)work: Werke von Reinhard Niewisch (Senior)
Reinhard Niewisch (Senior)

Gedichte in Kurzform: Vierzeiler

Verdammt, jetzt hab ich Mist gebaut!
Ich könnt' mich selber fressen.
Doch, da mir keiner zugeschaut,
kann ich's getrost vergessen.

Der Schimmel muss die Kutsche ziehen,
wenn man ihn mit der Peitsche treibt.
Er kann auch in der Schüssel blühen,
wenn Erbsensuppe übrig bleibt.

Hätten wir niemals das Spinnen gelernt,
das Phantasieren und Träumen,
dann hätten wir nicht mal ein Dach überm Kopf,
und wohnten noch heut' auf den Bäumen.

Ich hab im Zorn ein Bild gemalt:
Halb schöne Frau, halb Drachen.
Die Zeit verging, ich wurde alt.
Heut kann ich drüber lachen.

O heil´ger Mathematikus,
du machst uns manchmal viel Verdruss!
Denn ewig fest steht dein Beschluss,
dass man beim Rechnen denken muss.

Die Jugend klagt mit viel Geschrei,
dass diese Welt ein Saustall sei.
Doch zählt man erst mal zu den Alten,
hat man gelernt, das Maul zu halten.

Du kannst versuchen, gegen eine Wand zu rennen,
und jeden Tag aufs Neue, immerzu.
Doch irgendwann wirst du voll Schmerz erkennen:
Die Wand kriegt keine Beulen, aber du.

Wer alles hat, wird träg und faul,
wer satt ist, lernt nicht kochen.
Doch kriegt man öfter was aufs Maul,
das gibt stabile Knochen.

Bei die Berliner is mir neulich uffjefallen,
det se jesenkten Hauptes durch de Jejend wallen.
Doch nich, wie man vermutet, weil se beten,
nee, die ham Angst, in´ Hundedreck zu treten.

Wer auf den Lieben Gott vertraut,
und vorwärts fährt, und seitwärts schaut,
und dann noch träumt, als sei es Nacht,
darf sich nicht wundern, wenn es kracht.

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